Die Revolution 1918/19 in München
Am 7. November 1918 gelang es einer relativ kleinen linken Gruppe um den Unabhängigen Sozialdemokraten Kurt Eisner, die über 700-jährige Wittelsbacher-Herrschaft in einer unblutigen Revolution zu beenden. Es wurden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet (später kamen noch Bauernräte hinzu), welche wiederum eine Revolutionsregierung wählten. Diese Regierung bestand aus Mitgliedern der beiden sozialistischen Parteien MSPD und USPD. Letztere wurde im April 1917 von Kriegsgegnern, welche sich zuvor von der SPD abgespalten hatten, gegründet, woraufhin sich die SPD in MSPD (Mehrheitssozialdemokratische Partei) umbenannte. Eisner wurde zum Ministerpräsidenten ernannt und proklamierte den Freistaat Bayern.
Die neue Regierung stand vor massiven Herausforderungen. Es herrschte eine angespannte Versorgungslage (Lebensmittel- und Wohnungsmangel), das Feldheer musste demobilisiert und die Kriegswirtschaft umgestellt werden. Daneben bestanden inhaltliche Differenzen; während viele sozialdemokratische Mitglieder für eine reine Räteherrschaft eintraten, bestand die Führung der MSPD auf einer parlamentarischen Demokratie; Eisner war für ein Nebeneinander beider Prinzipien. Allmählich formierte sich auch wieder eine extreme Rechte, die auf die Errichtung eines autoritären Nationalstaates hinarbeitete. Die konservativen Kräfte fanden in der Bayerischen Volkspartei (BVP), die sich nach Abspaltung von der deutschen Zentrumspartei am 12. November gegründet hatte, eine neue politische Heimat. Die Partei vertrat den politischen Katholizismus und war stark föderalistisch geprägt.
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Arbeitsgruppe Revolution
Revolution in München
Alltag und Erinnerung
Format 21 x 29,7 cm · 134 Seiten ·
140 Abbildungen · farbig · Hardcover
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ISBN 978-3-943866-77-3
Buchhandelspreis: 18,- Euro
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Arbeitsgruppe Revolution
Dr. Bernward Anton
Günther Gerstenberg
Michael Wittmann
Wolfgang Kucera
Sebastian Werder
Dr. Felix Bellaire
Dr. Martin Rühlemann
Redaktion: Prof. Dr. Ludwig Eiber
Die Nutznießer der alten Zeit wollten zwar auf den König verzichten, nicht aber auf die Institutionen einer bürgerlichen Republik, in der sie ihre Privilegien behalten konnten. Mit Geld, mit Lügen, Intrigen und mit einer gezielten Propaganda gelang es ihnen schon bald, die verloren gegangene kulturelle Hegemonie in der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. „Fake-News“ schufen die Stimmung, in der mit Mord und Totschlag der Weg ins III. Reich begann. Vertreter der Räteherrschaft gerieten zunehmend in die Defensive.
Johannes Hoffmann (MSPD) wurde am 17. März vom Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt. Die neue Regierung bestand aus MSPD, USPD und dem Bauernbund. Verabredet war, dass der Landtag erst Ende Mai wieder zusammentreten sollte; unter Bruch des Abkommens mit dem Rätekongress aber plante die MSPD-Führung eigenmächtig die Einberufung des Landtags schon für den 8. April. Die Empörung über dieses Doppelspiel ergriff weite Kreise der Arbeiterinnen und Arbeiter. Den massenhaften Aufrufen, dem schrittweisen Weg in eine bürgerliche Republik Einhalt zu gebieten, folgten am 7. April Vertreter von MSPD und USPD und eine Handvoll Anarchisten. Sie riefen die „bairische“ Räterepublik aus. Vertreter der KPD sahen dies als Fehler an.
Die Regierung Hoffmann wich nach Nordbayern aus und sammelte Truppen gegen die südbayrischen Räterepublikaner. Von dort aus unternahm sie am 13. April einen ersten Versuch, die Räterepublik zu stürzen. Im sogenannten Palmsonntagsputsch wurden führende Mitglieder der Räteregierung, die gerade einmal 6 Tage tätig war, verhaftet und nach Nordbayern entführt. Räterepublikaner schlugen die Putschisten zurück. Jetzt konstituierte sich im Kongress der Münchner Betriebsräte eine neue Räteregierung aus MSPD-Mitgliedern, USPD-Mitgliedern und einigen führenden Kommunisten. Ihr zentrales Anliegen war die militärische Verteidigung der Räterepublik. In den ersten Maitagen besetzten gut ausgerüstete Regierungstruppen und Freikorps, aufgehetzt von Gräuelgeschichten und konterrevolutionärer Propaganda, München und richteten ein Blutbad an. Die in jeder Beziehung desolate Rote Armee musste unterliegen.